Tuesday, January 24, 2017

Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas

Historisch-philologischer Kommentar zur Chronik des Johannes Malalas
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Im 6. Jahrhundert n. Chr. verfasste Johannes Malalas eine ‚Weltchronik‘ – eine Darstellung der Geschichte von Adam bis in seine eigene Zeit. Über den Autor selbst, der außerhalb seiner Chronik keine Spuren hinterlassen hat, wissen wir nicht viel: Er muss in der höheren Provinzialverwaltung mit Sitz in Antiochia (h. Antakya, Türkei) gearbeitet haben, denn er hat ausgiebig das dort gelagerte Archivmaterial benutzen können. In den 530er Jahren scheint er in die Hauptstadt des Oströmischen Reiches, nach Konstantinopel, umgesiedelt zu sein, denn der Fokus seiner Chronik wechselt plötzlich von Antiochia auf die Bosporus-Metropole. In der ursprünglichen (nicht erhaltenen) Fassung reichte die Chronik wohl bis zum Tod des Kaisers Justinian (565 n. Chr.), die heute vorliegende Version bricht wenige Monate davor ab.
Die ‚Weltchronik‘des Malalas besitzt herausragende Bedeutung für die spätere mittelalterliche Geschichtsschreibung: Nachfolgende byzantinische Chronisten haben sich nicht nur an ihrem Aufbau orientiert, sondern auch vielfach Teile des Textes übernommen und weiter ausgearbeitet, so dass Malalas‘ Werk letztlich einen Grundpfeiler der byzantinischen Historiographie darstellt. Die Chronik, die in ihren ersten Büchern biblische Geschichte bietet, in die historische und mythologische Überlieferungen der Antike hineingewoben sind, behandelt nach der römischen Königszeit, der Geschichte Alexanders und seiner Nachfolger und der Herrschaft des Augustus in zunehmender Ausführlichkeit die römische Kaiserzeit mit einem Schwerpunkt auf den Jahrzehnten, die der Autor selbst erlebt hat, d.h. die Regierungszeiten der Kaiser Anastasios (491–518), Justin I. (518–527) und Justinian (527–565). Gerade für das 6. Jahrhundert stellt dieses Geschichtswerk somit ein grundlegendes Quellendokument dar, aber auch für die älteren Perioden bietet es wichtige Informationen.

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